

Jedes Jahr stellt sich in Schweden die spannende Frage: Wer gewinnt ihn diesmal, den Guldbagge. Der Goldkäfer ist der große Filmpreis des Landes und im schwedischen Film-Business das Top-Thema schlechthin.
Aus der Taufe gehoben wurde der begehrte Preis von Harry Schein, dem Gründer des Schwedischen Filminstitutes. Im ersten Jahr, 1964, war die Verleihung noch eine kleine, fast intime Sache, bei der gerade mal drei Käfer an den Mann gebracht wurden. Die Presse sorgte allerdings dafür, dass der Guldbagge die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit auf sich zog. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Käfer, sprich immer mehr Kategorien, hinzu.
Der etwas futuristisch anmutende Goldkäfer, der aus einem emaillierten Kupferkörper mit Blattgoldauflage besteht, wiegt etwas über ein Kilo. Inspiriert wurde Designer Karl Axel Pehrson von einem Rosenkäfer, dessen buntes Schimmern ihn an einen flimmernden Filmstreifen erinnerte.
Wie viele andere europäische Filmpreise spiegelt auch der Guldbagge nicht zwingend den Geschmack des breiten Publikums und auch nicht unbedingt den kommerziellen Erfolg wider. Auch hier sitzen in der Jury hauptsächlich ausgewählte brancheninterne Personen.
Heute wird er normalerweise im Januar oder Februar in Stockholm oder Göteborg für das jeweils zurückliegende Filmjahr verliehen und die Zeremonie durch Sveriges Television ausgestrahlt.
In diesem Jahr fand die feierliche Verleihung am 23. Januar in Stockholm, im historischen „Cirkus“, dem großen Theaterkomplex auf Djurgården, statt. Djurgården (Tiergarten) ist eine der Inseln in Zentrum von Stockholm und wurde zum ersten Nationalstadtpark der Welt ernannt. Durch die Zeremonie führte die beliebte Komikerin Petra Mede.
Abräumer des Jahres waren „Apflickorna“ und „Kronjuvelerna“, die beide in drei Kategorien die Nase vorn hatten, wobei ersterer den begehrtesten Bagge, den für den besten Film, einheimsen konnte.
Ein besonders schöner Gewinn hätte hierzulande eigentlich mehr Beachtung verdient. Jan-Josef Liefers gewann nämlich den Guldbagge für die beste männliche Nebenrolle. Zwar handelt es sich bei Simon och ekarna (wörtlich Simon und die Eichen) um einen historischen Film, der zu Nazizeiten spielt, doch eine platte, klischeehafte Rollenverteilung liegt hier nicht vor. Liefers spielt den jüdischen Buchhändler Ruben Lentov, der mit seiner Familie rechtzeitig vor den Nazis aus Berlin nach Göteborg flüchtet. Die Geschichte basiert auf dem Roman von Marianne Frederiksson und erzählt die Geschichte zweier Familien, deren Ordnung aus den Fugen gerät. In der Hauptrolle verkörpert Bill Skarsgård den Titelhelden Simon Larsson, der Lentovs Sohn vor den Nazis in Schutz nimmt.
Und hier die Gewinner des Guldbagge 2012 in den jeweiligen Kategorien:
Bester Film: Apflickorna (die Affenmädchen, She Monkeys), Produzentin Helene Lindholm
Beste Regie: Ruben Östlund für „Play“
Beste weibliche Hauptrolle: Ann Petrén für ihre Rolle als Jonna in „Happy End“
Beste männliche Hauptrolle: Svent-Bertil Taube für seine Rolle als George in „En enkel till Antibes“ (A one-way to Antibes)
Beste weibliche Nebenrolle: Cecilia Nilsson für ihre Rolle als Inga in „Simon och ekarna“ (Simon and the Oaks)
Beste männliche Nebenrolle: Jan Josef Liefers für seine Rolle als Ruben Lenton in „Simon och ekarna“
Bestes Drehbuch: Josefine Adolfsson und Lisa Aschan für „Apflickorna“
Beste Kamera: Marius Dybwad Brandrud für „Play“
Bester Schnitt: Göran Hugo Olsson und Hanna Lejonqvist für „The Black Power Mixtape 1967-1975″
Bestes Kostüm: Moo Li Lemhagen Schalin für „Kronjuvelerna“
Bester Ton: Andreas Franck für „Apflickorna“
Beste Maske: Anna-Lena Melin für „Gränsen“
Beste Musik: Ahmir Questlove Thompson und Om’Mas Keith für „The Black Power Mixtape 1967-1975″
Bestes Produktionsdesign: Roger Rosenberg für „Kronjuvelerna“
Beste Spezialeffekte: Håkan Blohmdahl und Torbjörn Olsson für „Kronjuvelerna“
Bester Kurzfilm: „Las Palmas“ von Johannes Nyholm
Bester Dokumentarfilm: „At night I fly“ von Michel Wenzer
Bester ausländischer Film: „Nader och Simin – en separation“ (Nader und Simin – eine Trennung, a separation) von Asghar Farhadi
Hedersbaggen: Der Guldbagge für das Lebenswerk ging diesmal an die 1927 geborene Schauspielerin Inga Landgré.
Gullspiran: Er nimmt eine kleine Sonderrolle ein. Ihn gibt es für besondere Leistungen im Bereich Kinder- und Jugendfilm. In diesem Jahr ergatterten ihn Lennart und Ylva Li Gustafsson. Der Preis wurde von Amalia Årfelt entworfen und zeigt, in Anlehnung an die literarische Vorlage aus „Die Kinder von den blauen Bergen“, eine weiße Porzellanziege mit vergoldeten Hörnern und einer Goldglocke um den Hals.
Ingmar-Bergman-Preis: Ihn gab es zwischen 1978 und 2007 für spezielle außergewöhnliche Leistungen. Seine Verleihung wurde mit Bergmans Tod eingestellt.
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